Janusz Korczak
Janusz Korczak – der Namensgeber unserer Schule
Unsere tägliche Arbeit mit Kindern von sehr unterschiedlicher Herkunft und Nationalität verstehen wir im Sinne von Janusz Korczak, dem Namensgeber unserer Schule.
“Das Kind ist nicht besser und nicht schlechter als der Erwachsene, nur hilfloser. Es hat ein Recht so zu sein, wie es ist. Das Kindesalter, das sind lange wichtige Jahre des menschlichen Lebens.”
Janusz Korczak wurde am 22.07.1878 als Henryk Goldszmit in Warschau geboren. Als Sohn eines Anwalts verlebte er eine behütete Kindheit in einer kultivierten, wohlhabenden Familie. Korczak spielte aber auch mit ärmeren Kindern und begann über die unterschiedlichen Verhältnisse der Kinder nachzudenken. Seine Schulzeit und die damaligen Lehrmethoden sah Korczak sehr kritisch: das sinnlose Auswendiglernen und stupide Abfragen von Wissen, der Kasernenhofton und die Prügelstrafen sowie die tristen Schulgebäude. Diese negativen Erfahrungen sammelte Korczak und verarbeitete sie in seinen späteren Werken (1901 “Kinder der Straße”, 1906 “Das Salonkind”), in denen er gesellschaftlich-erzieherische Probleme anprangerte.
1898 begann Korczak das Medizinstudium an der Universität Warschau, welches er 1904 mit Promotion abschloss. Ebenfalls im Jahre 1898 gewann er einen literarischen Wettbewerb unter dem Pseudonym “Janusz Korczak”. Mit diesem Namen wurde er sowohl als anerkannter Arzt, aber auch als Schriftsteller bekannt, sein Geburtsname “Henryk Goldszmit” trat nicht mehr in Erscheinung.
1906 begann Korczak eine Tätigkeit in einem Kinderkrankenhaus im Warschauer Armenviertel. Neben dieser Tätigkeit wurde er häufig von wohlhabenden Familien konsultiert, von denen er viel Honorar verlangte. Außerdem führte er eine kleine Praxis für Arme, die er zumeist kostenlos behandelte und ihnen die Medikamente bezahlte.
Während seiner Zeit im Warschauer Krankenhaus bereiste er Berlin (1907/1908), Paris (1910) und London (1911), um sein medizinisches Wissen zu erweitern. Neben seiner Arbeit im Krankenhaus besuchte er Waisenhäuser, Erziehungsanstalten und Sonderschulen, um mehr über die Erziehung und die Bedürfnisse von Kindern zu erfahren. Er wollte das Kind in seiner Gesamtheit erfassen und das ging nur, wenn er das Kind in Aktion, in seinem täglichen Umfeld beobachten konnte. Dazu arbeitete er in seiner Freizeit in einer Leihbücherei, die Verbindungen zu Kindergärten, Internaten und Waisenhäuser unterhielt und in zahlreichen Ferienkolonien. So konnte er die Verhaltensweisen der Kinder genau studieren und in seinen Schriften auswerten.
1912 entschied sich Korczak dazu, der Medizin den Rücken zu kehren und sich ganz den Kindern und der Erziehungsarbeit zu verschreiben und übernahm die Leitung eines jüdischen Waisenhauses. Er beobachtete nicht nur die körperliche Entwicklung der Kinder, sondern auch ihr Verhalten. Die Atmosphäre in seinem Waisenhaus “Dom Sierot” (“Waisenhaus”) war geprägt von Vertrauen und Redlichkeit, er wollte die Kinder zu mehr Initiative und Selbständigkeit erziehen,
Seine pädagogischen Bemühungen zeichneten sich durch praktisches Tun und literarische Reflexion aus. Janusz Korzak war ein wichtiger Name des reformpädagogischen Aufbruchs in Europa. Zum Ende des ersten Weltkriegs vollendete Korczak sein vierteiliges pädagogisches Hauptwerk “Wie man ein Kind lieben soll” (1919).
Habe den Mut zu dir selbst und suche deinen eigenen Weg.
1919 übernahm er ein weiteres Waisenhaus “Nasz Dom” (“Unser Haus”) und begann Vorlesungen am Institut für Sonderpädagogik zu halten. 1929 erscheint sein zweites Hauptwerk “Das Recht des Kindes auf Achtung”. Von 1934 bis 1939 hielt er Vorträge im polnischen Rundfunk, welche im ganzen Land gehört wurden.
Im Oktober 1940 wurden Korczaks Waisenhäuser ins Warschauer Ghetto verlegt. Im August 1942 wurden Korczak und seine Waisenkinder ins Vernichtungslager Treblinka gebracht. Korczaks überlebte die Deportation nicht, ein letztes Gnadenangebot schlug er aus.